Gehäuseriss bei Akkugeräten reparieren
Ein Gehäuseriss im Akkugerät kann frustrierend sein – besonders, wenn das Werkzeug ansonsten einwandfrei funktioniert. Ob durch einen Sturz vom Arbeitstisch oder übermäßigen Druck entstanden: Risse im Gehäuse sind nicht nur ärgerlich, sondern können auch die Sicherheit und Funktionalität des Geräts beeinträchtigen. Doch bevor Sie vorschnell ein neues Gerät kaufen, lohnt es sich, eine Reparatur in Betracht zu ziehen. In diesem ausführlichen Ratgeber zeigen wir Ihnen, wie Sie Gehäuserisse bei Akkugeräten effektiv selbst beheben können.
Warum sich die Reparatur von Gehäuserissen lohnt
Viele Heimwerker neigen dazu, bei beschädigten Gehäusen gleich an Ersatz zu denken. Dabei bietet die Reparatur gleich mehrere Vorteile: Sie ist nicht nur kostensparend, sondern auch umweltfreundlich. Ein repariertes Akkugerätegehäuse kann die Lebensdauer des Werkzeugs erheblich verlängern.
Besonders bei hochwertigen Akku Werkzeuge Sets, die oft mehrere hundert Euro kosten, macht eine Reparatur wirtschaftlich Sinn. Die Materialkosten für die Reparatur liegen meist unter 20 Euro, während ein Neugerät ein Vielfaches kostet. Zudem müssen Sie bei einer erfolgreichen Reparatur nicht auf Ihr gewohntes Werkzeug verzichten und können es sofort weiterverwenden.
Materialien und Werkzeuge für die Gehäusereparatur
Für eine erfolgreiche Reparatur benötigen Sie die richtigen Materialien. Je nach Art und Umfang des Gehäuserisses können unterschiedliche Reparaturmethoden zum Einsatz kommen:
Für Klebearbeiten:
- Epoxidharz für Kunststoff – ideal für strukturelle Reparaturen
- Kunststoffkleber 2K – für starke Verbindungen
- Feinschleifpapier (Körnung 400-600)
Für Schweißarbeiten:
- Kunststoffschweißgerät – für professionelle Reparaturen
- Passende Kunststoffstäbe zum Verschweißen
Zusätzliche Hilfsmittel:
- Entfetter/Isopropylalkohol zur Reinigung
- Klebeband zur temporären Fixierung
- Schutzhandschuhe und Schutzbrille
So identifizieren Sie den Gehäuse-Kunststofftyp
Bevor Sie mit der Reparatur beginnen, ist es wichtig, den verwendeten Kunststofftyp zu identifizieren. Die meisten Akkugerätegehäuse bestehen aus ABS-Kunststoff oder glasfaserverstärktem Polyamid. Diese Information finden Sie oft auf der Innenseite des Gehäuses als Kunststoffkennzeichnung oder in der Bedienungsanleitung.
Die Kenntnis des Materials ist entscheidend für die Auswahl des richtigen Klebers oder Schweißstabes. Für ABS-Kunststoffe eignen sich spezielle ABS-Kleber besonders gut, während für glasfaserverstärkte Polyamide oft 2K-Epoxidharze die beste Wahl sind.
Schritt-für-Schritt: Gehäuseriss bei Akkugeräten reparieren
Die erfolgreiche Reparatur eines Gehäuserisses erfolgt in mehreren sorgfältig durchzuführenden Schritten:
1. Vorbereitung des beschädigten Gehäuses
Zunächst müssen Sie das Akkugerät vollständig vom Strom trennen und den Akku entfernen. Dies ist ein wichtiger Sicherheitsschritt, den Sie keinesfalls überspringen sollten. Reinigen Sie anschließend die Rissstelle gründlich mit Isopropylalkohol 99%, um Fett und Schmutz zu entfernen, die die Haftung beeinträchtigen könnten.
Für optimale Ergebnisse sollten Sie den Bereich um den Riss leicht anrauen. Verwenden Sie dazu feines Schleifpapier und schleifen Sie vorsichtig entlang der Bruchkanten. Das erhöht die Haftfläche für den Klebstoff oder das Schweißmaterial deutlich.
2. Methode A: Reparatur mit Epoxidharz oder 2K-Kunststoffkleber
Diese Methode eignet sich besonders für kleinere bis mittlere Risse und ist vergleichsweise einfach umzusetzen:
1. Bringen Sie den Gehäuseriss in eine Position, in der die ursprüngliche Form wiederhergestellt wird. Bei Bedarf können Sie Klebeband zur Fixierung verwenden.
2. Mischen Sie den 2K-Epoxidharz oder Kunststoffkleber gemäß Herstelleranweisung an. Achten Sie dabei auf das korrekte Mischungsverhältnis, um die optimale Festigkeit zu erzielen.
3. Tragen Sie den Kleber mit einem dünnen Spatel oder einer Dosierspitze präzise auf den Riss auf. Arbeiten Sie dabei von innen nach außen. Bei tieferen Rissen können Sie die Anwendung in mehreren Schichten durchführen und jede Schicht entsprechend der Herstellerangaben aushärten lassen.
4. Bei besonders beanspruchten Gehäuseteilen empfiehlt sich das Verstärken mit einem Stück Glasfasergewebe oder einem dünnen Metallstreifen auf der Innenseite des Gehäuses. Dieses wird mit dem Epoxidharz getränkt und sorgt für zusätzliche Stabilität.
In unserem Artikel Defekte Werkzeuge wieder nutzbar machen finden Sie weitere wertvolle Tipps zur optimalen Anwendung von Epoxidharz.
3. Methode B: Kunststoffschweißen für professionelle Ergebnisse
Das Kunststoffschweißen bietet besonders dauerhafte Resultate und eignet sich hervorragend für größere oder strukturell relevante Risse:
1. Bereiten Sie das Kunststoffschweißgerät gemäß der Bedienungsanleitung vor und lassen Sie es auf Betriebstemperatur aufheizen.
2. Wählen Sie einen passenden Schweißstab, der zum Gehäusematerial passt (meist ABS oder Polyamid).
3. Führen Sie den Schweißstab zusammen mit der Düse des Schweißgeräts entlang des Risses. Der Kunststoff schmilzt und verbindet sich mit dem Gehäusematerial. Arbeiten Sie dabei langsam und gleichmäßig für optimale Ergebnisse.
4. Nach dem Abkühlen können Sie überschüssiges Material vorsichtig abschleifen und die Oberfläche bei Bedarf glätten.
Diese Methode erfordert etwas Übung, liefert aber besonders belastbare Ergebnisse, die fast an die Originalfestigkeit heranreichen können. Ein Kunststoffschweißgerät lohnt sich besonders für Heimwerker, die regelmäßig Reparaturen an Kunststoffteilen durchführen.
4. Nachbearbeitung und Finish
Nach erfolgreicher Reparatur und vollständiger Aushärtung des Klebstoffs bzw. Abkühlung der Schweißnaht kann die Oberfläche finalisiert werden:
1. Schleifen Sie überstehende Materialreste vorsichtig mit feinem Schleifpapier (Körnung 600-1200) ab, bis eine glatte Oberfläche entsteht.
2. Für ein optisch ansprechendes Ergebnis können Sie die reparierte Stelle mit einem passenden Kunststofflack aus der Spraydose in der passenden Farbe lackieren. Tragen Sie zunächst einen Kunststoffprimer auf, gefolgt von mehreren dünnen Schichten Farblack.
3. Gönnen Sie dem reparierten Gerät eine Ruhezeit von 24 Stunden, bevor Sie es wieder voll belasten.
Spezialfall: Risse an sicherheitsrelevanten Gehäuseteilen
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn der Gehäuseriss an sicherheitsrelevanten Teilen des Akkugeräts auftritt, beispielsweise im Bereich des Akkuschachts oder an Stellen mit elektrischen Komponenten. In solchen Fällen muss die Reparatur besonders sorgfältig erfolgen, um Kurzschlüsse oder andere Gefahren zu vermeiden.
Bei Rissen im Bereich des Handgriffs oder an Stellen, die während der Benutzung stark belastet werden, empfiehlt sich eine zusätzliche mechanische Verstärkung durch:
- Kleine Metallplatten auf der Innenseite (mit Epoxidharz verklebt)
- Selbstschneidende Schrauben zur zusätzlichen Fixierung (nur an unkritischen Stellen ohne Elektronik)
- Großflächiges Kunststoffvlies oder Glasfasergewebe für eine großflächige Verstärkung
In Zweifelsfällen oder bei Geräten mit hoher Leistung sollten Sie die Reparatur von einem Fachmann durchführen lassen oder – besonders bei älteren Geräten – über eine Neuanschaffung nachdenken.
Präventive Maßnahmen gegen Gehäuserisse
Um zukünftige Gehäuserisse zu vermeiden, können Sie einige vorbeugende Maßnahmen ergreifen:
1. Transportschutz: Verwenden Sie spezielle gepolsterte Werkzeugkoffer oder Taschen für den Transport Ihrer Akkugeräte.
2. Vorsichtiger Umgang: Vermeiden Sie das Herunterfallen der Geräte und üben Sie keinen übermäßigen Druck auf das Gehäuse aus.
3. Temperaturstress reduzieren: Extreme Temperaturschwankungen können Kunststoff spröde machen. Lagern Sie Ihre Werkzeuge möglichst bei gleichbleibender Temperatur.
4. Schutzmanschetten: Für besonders beanspruchte Geräte gibt es spezielle Gummihüllen als Werkzeugschutz, die Stöße abfedern können.
Weitere detaillierte Informationen zur Prävention und Ausbesserung von Gehäuseschäden finden Sie in unserem Artikel Defekte Gehäuse erfolgreich ausbessern.
Wann lohnt sich die Reparatur nicht mehr?
So vorteilhaft die Gehäusereparatur auch ist – in manchen Fällen kann eine Neuanschaffung die bessere Option sein:
– Wenn der Riss sich bis in die Elektronik erstreckt und diese beschädigt hat
– Bei mehrfach reparierten Gehäusen, die strukturell geschwächt sind
– Wenn Ersatzteile für das Modell nicht mehr verfügbar sind
– Bei sehr alten Geräten, deren Akku-Technologie veraltet ist
In diesen Fällen sollten Sie die Investition in ein neues, modernes Gerät in Betracht ziehen, das oft energieeffizienter und leistungsstärker ist als ältere Modelle.
Fazit: Gehäuseriss bei Akkugeräten erfolgreich selbst beheben
Mit den richtigen Materialien, etwas handwerklichem Geschick und unserer Anleitung können Sie Gehäuserisse an Akkugeräten erfolgreich selbst reparieren. Ob mit Epoxidharz oder durch Kunststoffschweißen – eine sorgfältig durchgeführte Reparatur kann die Lebensdauer Ihres Werkzeugs erheblich verlängern und spart Kosten.
Die selbst durchgeführte Reparatur bietet zudem ein Gefühl der Zufriedenheit und trägt zur Nachhaltigkeit bei. Statt Werkzeuge vorschnell zu entsorgen, können Sie durch eine geschickte Reparatur wertvolle Ressourcen schonen und gleichzeitig Ihre handwerklichen Fähigkeiten erweitern.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit der Reparatur von Gehäuserissen gemacht? Teilen Sie Ihre Tipps und Erfahrungen gerne in den Kommentaren!







